Dienstag, 14. September 2010

Watson and Holmes


Dies ist eine Twitter-Fortsetzungsgeschichte. Sie wurde im August 2010 bei Twitter veröffentlicht. Jeder Tweet hatte 140 Zeichen und wurde hier nur unwesentlich verändert.


Ein kalter Nachtwind pfiff durch die Baker Street in London. Watson stand auf der Straße: Er hatte Mist gebaut und Holmes ihn entlassen.

Ach, hätte er nur seinen Mund gehalten! Nun war er ohne Arbeit, aber  er war froh, dass er sein warmes Latexhöschen trug.

Nach viel Zähneklappern und Zittern geschah das Wunder: Holmes öffnete die Tür, und Watson fiel beglückt auf die Knie. Er wurde wieder gebraucht!

Holmes klopfte seine dicke Pfeife an Watsons Kopf aus. „Der Aschenbecher ist voll, Watson. Wollen wir jetzt den Pudel der Lady Throttlemore suchen?“

Aber zuerst das Frühstück, dann die Arbeit. Holmes im karierten Morgenrock. Die Strapse darunter blitzten auf. „More eggs, Watson?“

Poached eggs, fried eggs, scrambled eggs, boiled eggs und kein Ende abzusehen bei der Qual der Wahl.

Sie fanden Lady Throttlemores Pudel in deren Waschmaschine. Watson schluchzte. Aber Holmes meinte kühl:

„Ersticken Sie bloß nicht an Ihren Emotionen, Watson!“  Er klopfte seine Pfeife an Watsons Kopf aus.

Watson ärgerte sich über Holmes. Er fand ihn kleinkariert in seinem Schottenröckchen und den Great Balls of Fire.

Später dann High Tea: Holmes in Lackstiefelchen, Watson im Tutu. Gurkenscheibensandwiches + Earl Grey. „Finger weg von der Gurke“ drohte Holmes.

Aufregender neuer Fall: Prudence Portsmouth, die Nichte von Lady Throttlemore, hatte ihre Unschuld verloren. Wo sollten sie suchen?

Holmes setzte seine Deerstalker Kappe auf, Watson griff zur Lupe, und sie rasten in der Kutsche zu dem Throttlemoreschen Landsitz.

Vor Ort untersuchten sie das edle Bett, den edlen Schreibtisch, den edlen Bürostuhl, den edlen Dielenboden + wogen bedächtig ihre Köpfe.

„Ich kaufe ein D und möchte lösen!“ rief Holmes, als er einen bananenähnlichen Gegenstand unter der Matratze gefunden hatte.

Prudence Portsmouth und deren Freundin Prunella Bottomworth hatten zwar die Finger von den Kerlen gelassen, nicht aber voneinander.

Frühling in London. In der Baker Street wurden die Sash Windows geputzt, hoch + runter. Watson ging vorbei + klemmte sich ein. Er heulte auf:

„For God’s sake, let us sit upon the ground and tell sad stories of the death of kings.“ Shakespeare, Watson?! Auf dem Klo? Geschmacklos!

Watson ahnte den erneuten Rausschmiss. Holmes war in allem so etepetete. Vorsorglich packte er sein Toujourtäschchen.

Es kam, wie es musste. Watson stand auf der Straße, sein hotty-botty in der Hose wärmte ihn. Neben dem oberschlauen Holmes war er ein Nichts.

Der Nebel waberte durch die Baker Street. Watson bestieg die Kutsche, sank in die Polster. Die Räder rumpelten laut über das Pflaster. Stille.

Wochen später: Baker Street in the middle of the night. Holmes has put his hairy legs on his desk, totally drunk and utterly lonely.

Where the heck was Watson!?

Bottomslow by the Sea in the middle of the night.  Watson kippt sich einen Sherry hinter die Binde. Diese grottige Pension! Was tat er hier?

Watson in der Pferdekutsche. Die Gäule fliegen über das Pflaster, Watson krallt sich an seinem Toujourtäschen fest.  Seine Strumpfbänder zwicken.

Baker Street in the early hours: Holmes sinkt auf die Knie: „Watson, endlich kann ich meine Pfeife wieder an ihrem Betonkopf ausklopfen!“

Beide angetütert, der eine auf dem Plumeau vor dem Kamin, der andere auf der Ottomane. Ein leeres Tütchen Koks auf dem Tisch.

Ab morgen dann wieder Crime, Sex und Völlerei: Heile Welt in der Baker Street.

ENDE







4 Kommentare:

  1. Die Helden meiner Kindheit und Jugend.Ich sehe mich noch als 19jährige, mit glühenden Wangen durch die Baker Street schlendern. Und allzu gerne habe ich den völlig überzogenen Preis für das Holmes-Museum bezahlt, um mir die Illusion noch ein kleines Weilchen zu erhalten...
    Jetzt sitze ich hier, und erlebe mit großem Vergnügen die andere Seite des Mythos.
    Und wenn ich keine Ohren hätte, würde ich jetzt im Kreis grinsen.
    Herrlich! Vielen Dank dafür!
    LG Nettie

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. 28. Sep 2010, 11:05 Uhr
    carl

    Britischer Humor mit wunderbar frechen Ideen. Sehr vergnüglich zu lesen, mit großem Spaßpotential. Das Foto, ein echter Blickfang, nicht schlecht.
    Watson and Holmes mal ganz privat.

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  4. Zum Verständnis: Carls Kommentar habe ich von einem anderen Forum übernommen.

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